Erndtebrück. Es ist der Endspurt der Wittgensteiner Schützenfestsaison. Nachdem in Leimstruth am vergangenen Wochenende das letzte Wittgensteiner Vereinsschützenfest gefeiert wurde, ging es nun am vergangenen Samstag einem besonderen Vogel an die Federn. Der Schützenkreis Wittgenstein feierte nämlich gleich doppelt: zum einen feierte der Schützenkreis seinen 70. Geburtstag. Und dazu wurde das zweite Kreisschützenfest gefeiert.

Ronny und Melanie Heßler übergaben ihre Königsinsignien an Mauritz Watzek und Marieke Hoffmann. Hoffmann übernahm Krone und Scherpe in Vertretung für Watzeks Königin Anna-Maria Wöhr.

Der erste Kreisschützenkönig wurde vor fünf Jahren Ronny Heßler. Zusammen mit Melanie Heßler konnte er nun gespannt mit ansehen, wer ihm auf diesem Amt folgen würde. Dazu trafen sich am vergangenen Samstag zehn Wittgensteiner Schieß- und Schützenvereine am Erndtebrücker Schießstand im Weihergründchen. Um 14 Uhr fielen die ersten Ehrenschüsse. Danach wurde dann die Jagd auf die Preise und Insignien eröffnet. Und hier konnte besonders ein Ort herausstechen. Ausgerechnet die beiden Erndtebrücker Vereine teilten sich einige der beiden Preise untereinander auf. So ging etwa der Jugendpreis an Frida Müller vom Schießverein Erndtebrück. Die Krone ging an Nico Schmutzler (Schützenverein Benfe), Andrea Wohlert (Erndtebrücker Schützenverein) konnte sich das Zepter sichern. Den Reichsapfel schoss Karl Heinz Jung (Schießverein Erndtebrück). Der erste Preis des Schützenkreises ging an Hans-Joachim Grebe (Schützenkreis Wittgenstein), der Preis der Stadt Bad Berleburg ging an Stefan Werthenbach (Erndtebrücker Schützenverein). Den Preis der Brauerei Veltins sicherte sich Tim Reinhard (Erndtebrücker Schützenverein), Mario Hessler (Erndtebrücker Schützenverein) sicherte sich den zweiten Preis des Schützenkreises.

Der Moment in dem am Schießstand und auf dem Platz davor Jubel ausbricht: Mauritz Watzek ließ dem Vogel keine Chance.

Den Preis des Vorsitzenden des Schützenkreises sicherte sich Mauritz Watzek (Schützenverein Hemschlar). Nach dem Preisschießen reihten sich die Anwärterinnen und Anwärter auf die Königswürde des Schützenkreises am Schießstand auf. Und die Schlange war lang: über 60 Schützinnen und Schützen wollten den hölzernen Aar von der Stange reißen. Die Besonderheit dabei ist, dass sie alle amtierende oder ehemalige Majestäten sind. Dass die schießen können, steht wohl außer Frage. Umso spannender wurde dementsprechend das Vogelschießen. Bereits nach wenigen Schüssen hing der Vogel kopfüber im Kugelfang. Jeder Schuss hätte dem Vogel den Rest geben können. Begonnen hatte der Wettstreit um die Königswürde erst um 17.44 Uhr, um 18.05 Uhr war es dann schon so weit. Beim 73. Schuss spaltete sich das einst so prächtige Tier entzwei und flatterte zu Boden. Unter großem Jubel wurde dann Mauritz Watzek vom Schützenverein Hemschlar von seinen Schützenbrüdern vom Schießstand getragen. „Wenn man da steht muss man auch damit rechnen, dass der Vogel fällt“, berichtet Watzek danach, doch geplant war das nicht. Denn seine Königin war zu dem Zeitpunkt in Wunderthausen. Mit Watzek regieren wird die nächsten fünf Jahre Anna-Maria Wöhr. Diese schaffte es leider nicht mehr rechtzeitig zur Krönung, weshalb mit Marieke Hoffmann eine „Ersatzkönigin“ gekrönt wurde. Dass der 26-jährige Hemschlarer bereits einen Königstitel inne hatte ist die Voraussetzung dafür, auf den Kreisvogel zu schießen, doch Watzek kann dabei auch bereits einen Kaisertitel vorweisen. Diesen hat er sich in 2023 in Hemschlar ergattert, König wurde er dort in 2018. Und auch sein Bruder war bereits König. Mit Watzeks Krönung geht somit die Regentschaft von Ronny Heßler zu Ende.

Die Kapelle Rothaarsound hat das Schützenfest musikalisch von der neuen Musiktribüne aus untermalt.

Dieser blickt auf fünf wunderschöne Jahre zurück. Besonders schön war für ihn in dieser Zeit das Besuchen vieler Schützenfeste, die man noch nicht kennt, und somit viele neue Leute kennenlernen kann. „Man läuft etwa dreimal so viel und sieht etwa dreimal so viele Leute“, erzählte Heßler mit einem Schmunzeln. Doch den neuen König kannte er noch nicht. „Das freut mich aber“, betonte Heßler. „Es ist schön, dass das so weit in Wittgenstein verteilt ist, dass ich ihn noch nicht kenne“, erläuterte er weiter. Heßler selbst schoss den Vogel vor fünf Jahren übrigens genau so überraschend. Seine Frau war gerade auf dem Weg zum Auto um mit den Kindern ins Kino zu fahren, als sie den Anruf bekam, dass sie Kreisschützenkönigin sein würde. Der Kinobesuch musste dann nachgeholt werden, doch diese Gelegenheit ließ sich Heßler nicht entgehen, genauso wie sie sich Mauritz Watzek nicht hat entgehen lassen. Das Gelände der Schützenhalle war dabei nicht so voll, wie es sich so mancher gewünscht hätte. Thorsten Bätzel, der Vorsitzende des Schützenkreises erläuterte in seiner Begrüßung, dass der Festakku von einigen Schützenbrüdern und -schwestern bereits leer sei. Fünf Jubiläen und zahlreiche Festbesuche haben ihre Spuren hinterlassen. Jedoch ließ er keine Zweifel daran bestehen, dass das in fünf Jahren schon wieder anders aussehen würde. Dann nämlich feiert der Schützenkreis selber Jubiläum. Das dritte Kreisschützenfest wird dann zum 75-jährigen Bestehen begangen. Und da werden dann deutlich mehr Vereine erwartet. Doch nun können die Schieß- und Schützenvereine erst mal den Festakku wieder aufladen.

Bildunterschrift: Mauritz Watzek wird von seinen Schützenbrüdern vom Schießstand getragen. Nur Momente zuvor riss er den hölzernen Vogel entzwei und machte sich damit zum neuen Kreisschützenkönig. Thorsten Bätzel, Vorsitzender der Schützenkreises Wittgenstein ist einer der ersten Gratulanten. (Foto: wipo)

(Fotos: wipo | Stand: 28.08.2024, 08:42 Uhr)